Wenn eine Mission gegen delinquente Fussballfans zum rechtsstaatlichen Problem wird

„Wenn nun dieser Fanarbeiter von «Terror-Fahndung» spricht, sollte er sich vielleicht die Überwachungsvideos ansehen. Ein Durchschnittsbürger würde bei einer solchen Zerstörungswut wahrscheinlich von Terror sprechen, zeigte man ihm das Videomaterial“  Diese Aussage machte der leitende St. Galler Staatsanwalt Thomas Hansjakob unter anderem in einem Interview bei watson zur Verhaftung eines unschuldigen berner Fussballfans.

Meine Gedanken dazu

Genau in dieser Aussage widerspiegelt sich, wie sich die St. Galler Staatsanwaltschaft in Sachen Fussballfans verrennt. Sie hat es sich zur Mission erklärt, delinquenten Fussballfans den Kampf anzusagen und schreckt vor fehlerhaften Fahndungsmethoden nicht zurück. Ihr Mittel zum Zweck scheint die Abschreckung zu sein.

Eine Verhaftung an der Schule, die sich als falsch erweist, Vorladungen von unbeteiligten Personen und Falschaussagen des Sicherheitspersonals im Gerichtsverfahren werden als Kollateralschaden bezeichnet. Rechtsstaatliche Sorgfaltspflicht und Verhältnismässigkeit werden im Sinne“ ihrer Mission“ zurück gestellt. Legitimiert wird das Vorgehen, laut dem leitenden Staatsanwalt in St. Gallen (siehe Zitat), mit der zustimmenden Haltung des Durchschnittsbürgers und der Macht der Bilder. 

Jeder Fussballfan weiss, welche wüsten Bilder solch eine Eskalation im Eingangsbereich verursacht. Es geht nicht darum wegzuschauen – solche ausufernden Eskalationen an den Stadioneingängen will niemand. Delinquente Fussballfans wissen, dass sie mit strafrechtlichen, zivilrechtlichen und verwaltungsrechtlichen Konsequenzen zu rechnen haben. Von einer Staatsanwaltschaft muss aber erwartet werden können, dass sie eine Distanz zu einer „Sache“ wahrt und bei der Strafverfolgung mit gleichen Ellen misst. Erst recht dann, wenn die öffentliche Empörung gross und die Forderung zum Handeln den Handlungsspielraum der Strafverfolgungsbehörde (scheinbar) erweitert.

19. August 2014 von thomas
Kategorien: Fussballfans und Fanarbeit | Schreibe einen Kommentar

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