Das „Hooligan (?)“- Konkordat betrifft nicht nur Sportfans
Gesetze, die Minderheiten betreffen (im vorliegenden Konkordat über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen die Sportfans) haben es meist besonders schwer eine kritische Mehrheit zu finden. Die Sensibilität über die Auswirkungen eines neuen Gesetzes und die Auseinandersetzungsbereitschaft nehmen ab, sobald einem die Thematik selber kaum bzw. nicht betrifft oder es passiert das, wie es im neusten „Schreyhals“ (eine Publikation der Muttenzerkurve) in einem interessanten Artikel über eine „Zeitreise der Angst“ treffend formuliert wurde: „Eigentlich fürchten sich Menschen gar nicht vor Fussballfans oder vor Hooligans. Sich fürchten sich vor diesem Teil der Welt da drausssen, den sie nicht kennen (…)“. Einschränkungen der Grundrechte, Kriminalisierung und Generalverdacht, verbunden mit unverhältnismässigen Massnahmen, stossen so nicht überraschend auf breite Zustimmung, denn, wer möchte schon nicht Hand bieten, ein vermeintlich gravierendes Problem zu lösen. So auch der Sicherheitsdirektor von Baselland Isaac Reber, der sich in einem Twitterdialog über das Verhältnis zwischen dem Freiheitsbegriff und dem „Hooligan (?)“-Konkordat folgendermassen äusserte: „weder bin ich ein neoliberaler (s. oben) noch find ich hooligankonkordat wichtigstes thema der welt, wird hochstilisiert ;-)“. Wird es das wirklich?
FCB-Fans haben diese Thematik am diesjährigen Jugendkulturfestival in Basel grandios aufgenommen. In einem als Zugkomposition (Extrazug) gestalteten Ausstellungsraum verwirrten sie die BesucherInnen auf hohem Niveau (s. Bildergallerie unten). Als Komitee zur Wahrung der Festivalsicherheit (genannt „Höggschtiisebahn“) stellten sie Teile der vorgeschlagenen Massnahmen des Konkordats in einen völlig anderen sozialen Kontext; statt Fussballstadion – das Musikfestival.
Während meines Besuches der Ausstellung konnte ich erkennen, dass ihre Provokation voll aufgegangen ist. Viele BesucherInnen suchten (selber betroffen und empört über die dargestellten Forderungen) das Gespräch mit den Komiteemitgliedern, worauf sie über den Sinn der Aktion aufgeklärt wurden. Bereits ein kleiner Seitenwechsel scheint also Früchte zu tragen, um den eigenen kritischen Geist zu wecken um damit neue Gesetze, die mit Hilfe der Eigendynamik von Polemik und Profilierung entwickelt wurden und den Zeitgeist unserer auf die totale Sicherheit bedachten Gesellschaft widerspiegelt, die mit immer weniger Risikokompetenz ausgestattet zu sein scheint, zu hinterfragen.